Die häufig verwendete Formel im Vergleich zwischen Altem Testament und dem Kran lautet, dass es im Alten Testament ebenso Aufrufe zur Gewalt gibt wie im Koran. Diese Gleichstellung ist zum einen unzutreffend und zum andern wird dabei unterschlagen, dass der Koran von den Muslimen noch heute wörtlich interpretiert wird. Das Alte Testament hingegen wurde längst einer historischen Sicht unterzogen und gilt nur bei orthodoxen Juden noch immer als "Wort Gottes".

Gewalt im Alten Testament

Der erste Fall von Gewalt im Alten Testament ist der Brudermord. Kain tötet Abel, seinen Bruder. Dieser Mord fordert allerdings Sühne und gilt somit als Unrecht.

1 Moses 4,
9 Und der HERR sprach zu Kain: Wo ist dein Bruder Abel? Und er sagte: Ich weiß nicht[7]. Bin ich meines Bruders Hüter? 10 Und er sprach: Was hast du getan! Horch! Das Blut deines Bruders schreit zu mir vom Ackerboden her. 11 Und nun, verflucht seist du von dem Ackerboden hinweg, der seinen Mund aufgerissen hat, das Blut deines Bruders von deiner Hand zu empfangen! 12 Wenn du den Ackerboden bebaust, soll er dir nicht länger seine Kraft geben; unstet und flüchtig sollst du sein auf der Erde! 13 Da sagte Kain zu dem HERRN: Zu groß ist meine Strafe, als dass ich sie tragen könnte. 14 Siehe, du hast mich heute von der Fläche des Ackerbodens vertrieben, und vor deinem Angesicht muss ich mich verbergen und werde unstet und flüchtig sein auf der Erde; und es wird geschehen: Jeder, der mich findet, wird mich erschlagen. 15 Der HERR aber sprach zu ihm: Nicht so, jeder, der Kain erschlägt – siebenfach soll er gerächt werden! Und der HERR machte an Kain ein Zeichen, damit ihn nicht jeder erschlug, der ihn finden würde. 16 So ging Kain weg vom Angesicht des HERRN und wohnte im Land Nod[11], östlich von Eden. 

Übersetzungsalternativen laut Elberfelder Studienbibel:
[7] Ich habe es nicht erkannt
[11] Land der Heimatlosigkeit

Die theosophische Interpretation: Auf die Frage "Wo ist dein Bruder" antwortet Kain, nachdem er ihn getötet hatte: "Ich weiß es nicht". Ebenso könnte man auch übersetzen [7]"Ich habe es nicht erkannt". Theosophisch gesehen ist das die richtige Antwort. Kain als Allegorie für das "Niedere Manas" (den denkenden Menschen, der nur dem materiellen Gewinn und den Trieben folgt), hat seinen Bruder Abel, die Allegorie für das "Höhere Manas", (den in uns Denkenden, der das Ideale anstrebt), nicht erkannt bzw. nicht anerkannt. In der Theosophie ist der Mensch ein gespaltenes Wesen, das einmal seinen Trieben und einmal seinen Idealen folgt. Beide geraten immer wieder in konflikthafte Situationen und ringen ständig im Menschen um ihre Herrschaft. Das "Land Nod" kann auch als [11]"Land der Heimatlosigkeit" übersetzt werden. Der Mensch, der sein höheres Wesen tötet ist geistig heimatlos geworden.

Klar ist an dieser ersten Stelle des Alten Testaments, dass Gott für Gewalt die Sühne fordert.

Helge Bezold schreibt auf der Seite der Deutschen Bibelgesellschaft Folgendes (erstellt: Mai 2021): Das Alte Testament benennt allerdings nicht nur die Abgründe, in die Gewalttaten führen können, sondern weiß auch um die ordnungsstiftende Funktion von Gewalt (vgl. Kapitel 3.1.). So kann der Einsatz von Gewalt nötig sein, um sich zu verteidigen, um Unrecht zu bekämpfen oder um Konflikte zu begrenzen. Eine solche Funktion zeigt sich unter anderem in der gewaltvollen Bestrafung von Unrecht in Rechtstexten (→ Todesstrafe), als Ausdruck der Staatsgewalt, als notwendige Option in kriegerischen Handlungen (→ Krieg) und besonders im göttlichen Handeln. Denn zu den alttestamentlichen Gottesbildern gehört auch die Vorstellung, dass sich die Macht Gottes (→ Allmacht Gottes) in seiner Fähigkeit zur Gewaltausübung ausdrücken kann.

Gewalt im Koran
unterscheidet sich von jener des Alten Testaments dadurch, dass keine Geschichten erzählt werden. Der Koran ist eine Sammlung von Anweisungen. Der Aufruf zum Dschihad gilt absolut und wird weder diskutiert noch relativiert. Dschihad bedeutet zwar wörtlich "gottgefällige Anstrengung", mit dem Aufruf zum "Kleinen Dschihad" ist jedoch der Kampf gegen die Ungläubigen gemeint. Diese werden, wenn sie sich nicht unterwerfen, getötet.


→ Wie soll ich die Kämpfe in der Bibel verstehen

Siehe auch → Gewalt in der Bibel gibt es in der Bibel doch genauso!?

Das Neue Testament
enthält kaum Aufrufe zur Gewalt. Im Gegenteil! Gewalt wird strikt abgelehnt. Die Frage nach der Steinigung als geltende Strafe für den Ehebruch einer Frau beantwortet Jesus: "Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein".

Matthäus 10
34 Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. 35 ;Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. 36 Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. 37 Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. 38 Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert. 39 Wer sein Leben findet, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden. 

Das "Schwert Jesu" ist kein Gewaltaufruf, sondern mündet in die Umkehrung der Wertigkeiten. Es ist eine radikale Abkehr von dem, was wir Leben nennen: "Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert." Die Abkehr von den engsten Bindungen, die der Mensch kennt, bedeutet nicht, sie zu zerstören, es bedeutet, der Wahrheit zu folgen, wo die Familie ihr widerspricht, wo "des Menschen Feinde" seine Hausgenossen werden.
... "sein Kreuz auf sich" nehmen, siehe: Das Gesetz der Kreuzigung

Im Islam ist Gewalt ein tragender Bestandteil des Glaubens

Sure 9:29
"Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Allah und nicht an den Jüngsten Tag glauben und nicht verbieten, was Allah und Sein Gesandter verboten haben, und nicht die Religion der Wahrheit befolgen – von denjenigen, denen die Schrift gegeben wurde –, bis sie den Tribut aus der Hand entrichten und gefügig sind!"

Der Kommentar zur Sure 9:123 von Ibn Al Kathir:
"Der Islam erschien in den östlichen und westlichen Teilen der Welt und Allahs Wort wurde erhöht und seine Religion sichtbar. Die reine Religion erreichte ihre tiefsten Ziele gegen Allahs Feinde, und wann immer Muslime eine Ummah besiegten, gingen sie zur nächsten und dann zur nächsten über und vernichteten die tyrannischen Übeltäter. Sie taten dies in Ehrfurcht vor Allahs Aussage:
Der Koran, Sure 9:123 "O ihr, die ihr geglaubt habt, tötet die Ungläubigen neben euch. Sie sollen in euch Härte vorfinden. Und wisset, daß Allah mit den Gottesfürchtigen ist!"
DER BEFEHL ZUM DSCHIHAD GEGEN DIE UNGLÄUBIGEN, DIE NÄCHSTEN UND DANN DIE ENTFERNTESTEN GEBIETE

Dieser Kommentar bezieht sich auf den Eroberungszug der Muslime im 7. und 8. Jahrhundert. Aber er gilt noch heute, wie alles, was die autorisierten Kommentatoren an Hadithen zum Koran in die Sunnah (Summe der Überlieferung) geschrieben haben.




Junge Muslime wollen den Gottesstaat: KALIFAT - Die Lösung für
Deutschland oder Horrorvision???

Die Kreuzzüge

... Unvorstellbar grausam wütete das christliche Heer im Jahr 1099 in Jerusalem. Es wurden ca. 60.000 Menschen getötet, die Kreuzfahrer wateten im Blut. So berichteten die Chronisten.

Diese Grausamkeiten sollen in der muslimischen Welt noch heute nachwirken und Vorurteile gegen das Christentum und die westliche Welt schüren? Hier ist ein großes Fragezeichen zu setzen, denn es gab in der muslimischen Geschichte mindestens zwei Herrscherdynastien, die es mit den Kreuzzügen in Sachen Grausamkeit aufnehmen können.

Zum Einen waren die Mamluken an Grausamkeit kaum zu übertreffen
"Mamelucken (Sing. Mamluck; ital. mammalucco, v. arab. mamluk = Sklave). Eine Kriegerkaste islamisierter Militärsklaven türkischer und tscherkessischer Herkunft. Sie hatten unter den ägyptisch-syrischen Ajjubiden-Herrschern Kriegsdienste geleistet und putschten sich 1250 in Ägypten an die Macht. Von hier aus übten Mamluckische Sultane die Macht über den Vorderen Orient aus. Die christl. Kreuzfahrer lernten die Unbarmherzigkeit und Grausamkeit der Mamelucken schon bald kennen: 1268 eroberte Sultan Baibar Antiochia und ließ die gesamte Einwohnerschaft niedermetzeln. Gleiches geschah 1289 in Tripolis und 1291 in Akkon. Unter dem Eindruck mameluckischer Gräueltaten verließen die letzten „Franken“ fluchtartig das Heilige Land. Alle chrsitl. Burgen entlang der Küste wurden geschleift – sie sollten nie mehr als Brückenköpfe ungläubiger Invasoren dienen können."
Mittelalterlexikon/Mamluken

Später waren es die Mongolen, welche die muslimische Welt verwüsteten und mit unvorstellbarer Grausamkeit überzogen
800.000 Leichen, zu Hügeln aufgeschichtet: So grausam wüteten die Mongolen in Bagdad. Mit unvorstellbarer Grausamkeit haben die Mongolen im 13. Jahrhunderts weite Teile Asiens und Europas unterworfen und dringen nun auch ins Zweistromland vor.
GEO vom 23.09.2023

In der muslimischen Geschichte gab es Kriege, Grausamkeiten, Plünderungen, Brandschatzungen, Eroberungszüge ebenso wie im christlichen Abendland.

Die Gründe für den ersten Kreuzzug
"Dem Ersten Kreuzzug war ein Hilferuf des byzantinischen Kaisers Alexios I. Komnenos um militärische Unterstützung gegen die Seldschuken vorausgegangen. Am 27. November 1095 rief Papst Urban II. die Christen auf der Synode von Clermont zum Kreuzzug in das „Heilige Land“ auf. Urban II. forderte, die dort ansässigen Muslime zu vertreiben und in Jerusalem die den Christen heiligen Stätten in Besitz zu nehmen. Mehr als acht Jahrzehnte waren vergangen, nachdem es in der Regierungszeit des fatimidischen Kalifen al-Hakim zu Repressalien gegenüber der lokalen christlichen Bevölkerung, zur Zerstörung von Kirchen und Klöstern sowie schließlich 1009 zur Zerstörung der Grabeskirche gekommen war, eines der größten Heiligtümer des Christentums."
Wikipedia/Kreuzzug/Allgemeines

Die römisch-katholische Kirche war noch nie im urchristlichen Sinne, den Evangelien gemäß, friedlich. Sie verfolgte immer politische Ziele und zog des öfteren im Laufe der christlichen Geschichte in den Krieg. Andererseits bestand stets ein Spannungsverhältnis zwischen christlichen Herrschern und dem Papst. Die Kirche hatte zu keiner Zeit der Geschichte die absolute Herrschaft über das christliche Abendland.

Kriege sind zu 93 % nicht religiös motiviert
Die Juden haben in der Vormoderne nie Krieg geführt.

Eine Weltreligion, die in der vormodernen Zeit keine Kriege verursacht hat, das ist die jüdische Religion. Die Juden waren in kleinen Gruppen versprengt, stets geduldet oder verfolgt und hatten daher keine Möglichkeit, Kriege zu führen.

Nun wird immer wieder behauptet, Religionen seien gemeinhin Ursache für Kriege. Zwar haben Priester allerorten Waffen und Soldaten gesegnet, jedoch sind die Ursachen von Kriegen überwiegend nicht religiös motiviert. Das jedenfalls haben die Militärhistoriker Philips und Axelrod in einer Enzyklopädie von 1763 Kriegen aufgezeigt.

Von den 1763 Kriegen waren
93,1% nicht religiös motiviert,
3,2% religiös und nicht-islamisch motiviert,
3,7% religiös und islamisch motiviert.

Siehe dort: Short Talk - Keine Kriege ohne Religion - Markus Voss