WORTBEDEUTUNG
GOLEM (hebr. גֹּלֶם), eine Kreatur, insbesondere ein Mensch, die auf künstliche Weise durch einen magischen Akt unter Verwendung heiliger Namen hergestellt wurde. Die Idee, dass es möglich ist, Lebewesen auf diese Weise zu erschaffen, ist in der Magie vieler Völker weit verbreitet. Besonders bekannt sind die Idole und Bilder, denen die Alten behaupteten, die Macht der Sprache gegeben zu haben. Bei den Griechen und Arabern sind diese Aktivitäten manchmal mit astrologischen Spekulationen verbunden, die sich auf die Möglichkeit beziehen, "die Spiritualität der Sterne auf niedere Wesen zu ziehen". Die Entwicklung der Idee des Golems im Judentum ist jedoch weit entfernt von der Astrologie: Sie hängt vielmehr mit der magischen Exegese des Sefer Yeẓirah ("Buch der Schöpfung") und mit den Ideen der schöpferischen Kraft der Sprache zusammen und der Briefe.
Jewish Virtual Library/Golem

Anmerkung: Sefer Yeẓirah ("Buch der Schöpfung") ist im höchsten Grade astrologisch motiviert. Daher kann nicht die Rede davon sein, "die Entwicklung der Idee des Golems im Judentum" sei "weit entfernt von der Astrologie". So bedeuten etwa die sieben "doppelten Zeichen des hebräischen Alphabets" die sieben Planetenkräfte (Sonne, Mond, ...), die zwölf "einfachen Zeichen" bedeuten die Zeichen des Tierkreises.

FRÜHE QUELLEN

"Das Wort "Golem" kommt in der Bibel nur einmal vor (Ps. 139: 16 ), und daraus entstand die talmudische Verwendung des Begriffs - etwas Ungeformtes und Unvollkommenes. Im philosophischen Gebrauch ist es Materie ohne Form. Adam wird in einer talmudischen Legende über die ersten 12 Stunden seiner Existenz "Golem " genannt, was "Körper ohne Seele " bedeutet ( Sanh. 38b ). Doch selbst in diesem Zustand wurde ihm eine Vision aller kommenden Generationen zuerkannt (1. Mose R. 24: 2 ), als ob im Golem eine verborgene Kraft zum Greifen oder Sehen vorhanden wäre, die mit dem Element Erde verbunden ist von dem er genommen wurde.

"Eine der Wortbedeutungen des hebräischen Wortes »Golem« ist Puppe oder Larve."
Jüdisches Museum Berlin

"Das Motiv des Golems, wie es in mittelalterlichen Legenden vorkommt, stammt aus der talmudischen Legende (Sanh. 65b ): "Rava erschuf einen Mann und schickte ihn zu R. Zera. Dieser sprach mit ihm, aber er antwortete nicht. Er fragte: 'Bist du einer der Gefährten? Kehre zu deinem Staub zurück.'"

Im Mittelalter wurde in einigen Kreisen in Frankreich und Deutschland das Sefer Yeẓirah (Buch der Schöpfung) als Leitfaden für den magischen Gebrauch interpretiert. Spätere Legenden in dieser Richtung wurden zuerst am Ende des Kommentars zur Sefer Yeẓirah von * Judah b. Barzillai (Beginn des 12 - ten Jahrhunderts) erwähnt. Dort wurden die Legenden des Talmud neu interpretiert: am Ende einer gründlichen Untersuchung der Geheimnisse von Sefer Yeẓirah. Beim Aufbau des Kosmos erlangten die Weisen (wie auch Abraham der Patriarch) die Macht, Lebewesen zu erschaffen, aber der Zweck dieser Erschaffung war rein symbolisch und kontemplativ.

Von diesen späten Legenden gibt es unter dem Ḥasidei Aschkenas im 12 - ten und 13 - ten Jahrhundert die Idee der Schaffung des Golem als mystisches Ritual, das verwendet wurde, um die Höhe ihrer Leistung auf dem Abschluss ihres Studium zu demonstrieren. In diesem Kreis hat der Begriff "Golem" zum ersten Mal die feste Bedeutung, die eine solche Kreatur anzeigt."
Jewish Virtual Library/Golem

"In der Entwicklung der späteren Legende vom Golem gibt es drei herausragende Punkte:

(1) Die Legende ist mit früheren Geschichten über die Auferstehung der Toten verbunden, indem sie den Namen Gottes in den Mund oder auf den Arm steckt und das Pergament mit dem Namen in umgekehrter Reihenfolge entfernt und so ihren Tod verursacht. Solche Legenden waren in Italien ab dem zehnten Jahrhundert weit verbreitet (in Megillat * Aḥima'az ).

(2) Es bezieht sich auf Ideen, die in nichtjüdischen Kreisen zur Schaffung eines alchemistischen Menschen (des "Homunculus" von Paracelsus) aktuell sind."

Auch in Goethes Faust wird ein "Homunculus" erschaffen.

"(3) Der Golem , der der Diener seines Schöpfers ist, entwickelt gefährliche natürliche Kräfte; er wächst von Tag zu Tag, und um ihn davon abzuhalten, die Mitglieder des Haushalts zu überwältigen, muss er durch Entfernen oder Löschen des Alefs von seiner Stirn wieder in seinen Staub zurückgeführt werden.

Zur Idee des Golems gesellt sich hier das neue Motiv der ungezügelten Kraft der Elemente, die Zerstörung und Chaos verursachen können."
Jewish Virtual Library/Golem



Der Golem ist die älteste Legende die alle nachfolgenden Vorstellungen eines künstlichen Menschen, bis hin zum Cyborg (Synthese von Mensch und Maschine) und Roboter inspiriert haben.

"Auch Goethes "Zauberlehrling" ist von der Sage inspiriert worden – auch darin geht es um ein durch Magie zum Leben erwecktes Wesen. Der berühmte Roman der englischen Schriftstellerin Mary Shelley über "Frankenstein" greift die Legende ebenfalls auf. Bekannt wurde der Golem auch dank des 1915 erschienenen gleichnamigen Romans von Gustav Meyrink, einem Klassiker der Fantasy-Literatur.

Die Kreatur taucht dort alle 33 Jahre auf und terrorisiert die Menschen in Prag. In den 1920er-Jahren entstanden zudem mehrere Stummfilme über die künstlichen Menschen."
Claudia Frickel; Mystery: Wie der Golem zum Leben erwacht; 23.09.2016

Die 33-jährige Wiederkehr
Auf die Golemsage und die 33 Jahre, in denen die legendäre Gestalt im Roman "Golem" von Gustav Meyrink wiederkehrt, werde ich noch genauer eingehen.

Rabbi Löw (1512 - 1609)

Der Rabbi erschuf den Golem aus dem Schlamm der Moldau, prägte ihm die hebräischen Zeichen für "Wahrheit" (AMET) auf die Stirn. Durch Streichung des ersten Zeichens bedeutet das Wort "sterben". Dadurch konnte der Kabbalist seine Schöpfung zum Stillstand bringen.

"Die ersten schriftlichen Versionen der Prager Golemsage entstanden erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie beruhen auf älteren Vorlagen, so dass Frederic Thieberger (The Great Rabbi Loew of Prague, London 1955) die Entstehung der Golemsage um den Rabbi Löw auf ca. 1730 datiert. Berthold Auerbach erzählte 1837 erstmals die Prager Golemsage in seinem Roman „Spinoza“ nach:

„In meines Vaters Haus ist eine alte Magd, die heißt Chaje, die hat mir einst erklärt, warum man in Prag das Gebet am Freitag, worin Israel eine mystische Ehe mit dem Schabbat schließt, zweimal sagt. Es lebte vor Zeiten daselbst ein großer Kabbalist, der hohe Rabbi Löw genannt, dieser formte sich aus Lehm eine menschliche Gestalt, hinten am kleinen Gehirn ließ er eine Öffnung, in welche er ein Pergament legte, worauf der unausprechliche Name Gottes geschrieben war. Sogleich erhob sich der Kloß und ward ein Mensch; er verrichtete seinem Schöpfer alle Dienste eines Knechts, er holte Wasser, spaltete Holz etc. man kannte ihn in der ganzen Judengasse unter dem Namen der Golem des hohen Rabbi Löw. Jedes Mal am Freitagabend nahm ihm sein Herr das Pergament aus dem Kopfe, dann war er wieder Lehm bis Sonntagmorgens. Einst hatte der Rabbi diese Vorrichtung vergessen.

Alles war in der Synagoge, man hatte soeben das schabbatliche Minnelied begonnen, da stürzten Frauen und Kinder in die Versammlung und schrien: Der Golem, der Golem zerstört alles.

Sogleich befahl der Rabbi dem Vorsänger, mit dem Schlusse des Gebetes innezuhalten, jetzt sei noch Rettung möglich, später aber könne er nicht wehren, dass die ganze Welt zerstört würde. Er eilte nach Hause und sah, wie der Golem eben die Pfosten seines Hauses erfasst hatte, um das ganze Gebäude einzureißen; er sprang hinzu, nahm ihm das Pergament und toter Lehm lag wieder vor seinen Füßen. Von dieser Zeit betet man in Prag das schabbatliche Brautlied stets zweimal.“" (Berthold Auerbach, Spinoza, Stuttgart 1837, S.18-20)
DAVIDOWICZ, Klaus; Legendäre Wahrheiten: Die Prager Golemsage

Der Golem eine geistige Epidemie, die alle 33 Jahre wiederkehrt

In Gustav Meyrinks Roman "Golem" wurde das jüdische Viertel, in das der Protagonist nach einjährigem Gefängnisaufenthalt zurückkehrt, völlig zerstört. Häuser wurden eingerissen, Schutt türmt sich in den Straßen. Das Viertel wird, so der Roman, von der Stadt renoviert. Alle Einwohner sind weggezogen. Eine Anspielung auf die Macht des Golem.

"Immer einmal in der Zeit eines Menschenalters geht blitzschnell eine geistige Epidemie durch die Judenstadt, befällt die Seelen der Lebenden zu irgendeinem Zweck, der uns verhüllt bleibt, und lässt wie eine Luftspiegelung die Umrisse eines charakteristischen Wesens erstehen, das viel leicht vor Jahrhunderten hier gelebt hat und nach Form und Gestaltung dürstet.

Vielleicht ist es mitten unter uns, Stunde für Stunde, und wir nehmen es nicht wahr. Hören wir doch auch den Ton einer schwirrenden Stimmgabel nicht, bevor sie das Holz berührt und es mitschwingen macht.

Vielleicht ist es nur so etwas wie ein seelisches Kunstwerk, ohne innewohnendes Bewußtsein, – ein Kunstwerk, das entsteht, wie ein Kristall nach stets sich gleichbleibendem Gesetz aus dem Gestaltlosen herauswächst.

Wer weiß das?

Wie in schwülen Tagen die elektrische Spannung sich bis zur Unerträglichkeit steigert und endlich den Blitz gebiert, könnte es da nicht sein, dass auch auf die stetige Anhäufung jener niemals wechselnden Gedanken, die hier im Ghetto die Luft vergiften, eine plötzliche, ruckweise Entladung folgen muss? – eine seelische Explosion, die unser Traumbewusstsein ans Tageslicht peitscht, um – dort den Blitz der Natur – hier ein Gespenst zu schaffen, das in Mienen, Gang und Gehaben, in allem und jedem das Symbol der Massenseele unfehlbar offenbaren müsste, wenn man die geheime Sprache der Formen nur richtig zu deuten verstünde?

Und wie mancherlei Erscheinungen das Einschlagen des Blitzes ankünden, so verraten auch hier gewisse grauenhafte Vorzeichen das drohende Hereinbrechen jenes Phantoms ins Reich der Tat. Der abblätternde Bewurf einer alten Mauer nimmt eine Gestalt an, die einem schreitenden Menschen gleicht; und in Eisblumen am Fenster bilden sich Züge starrer Gesichter. Der Sand vom Dache scheint anders zu fallen als sonst und drängt dem argwöhnischen Beobachter den Verdacht auf, eine unsichtbare Intelligenz, die sich lichtscheu verborgen hält, werfe ihn herab und übe sich in heimlichen Versuchen, allerlei seltsame Umrisse hervorzubringen. – Ruht das Auge auf eintönigem Geflecht oder den Unebenheiten der Haut, bemächtigt sich unser die unerfreuliche Gabe, überall mahnende, bedeutsame Formen zu sehen, die in unsern Träumen ins Riesengroße auswachsen. Und immer zieht sich durch solche schemenhaften Versuche der angesammelten Gedankenherden, die Wälle der Alltäglichkeit zu durchnagen, für uns wie ein roter Faden die qualvolle Gewißheit, daß unser eigenstes Inneres mit Vorbedacht und gegen unsern Willen ausgesogen wird, nur damit die Gestalt des Phantoms plastisch werden könne."
Gustav Meyrink, Golem

Golem: Synonym für drohende Katastrophen und deren Eintreten.

Der Golem wird im Roman des Mystikers zur Metapher für eine "geistige Epidemie", die sich inkarniert und zu einem leibhaftigen Wesen kristallisiert. Die Periode, in der dies geschieht ist ein "Menschenalter", genauer 33 Jahre.

"Im Zentrum der Golem-Legende steht der menschliche Traum, selbst zum Schöpfer zu werden, Leben zu schaffen. Der Golem, ein Superheld oder Weltretter, den seine Unkontrollierbarkeit zum Monster oder Bösewicht macht, wird auch zum Symbol für die Ängste und Bedrohungen der Menschen in ihrer jeweiligen Zeit: die Ritualmordanschuldigungen, die jüdische Gemeinden bedrohten, ebenso wie die Verfolgung durch die Nazis, die gewaltigen politischen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts oder die Gefahr einer atomaren Katastrophe."
Jüdisches Museum Berlin

Diese Legende ist hochaktuell. Erstens leben wir in einer Zeit der Pandemie, die eine geistige Pandemie ist. Zweitens wollen führende Politiker und Wissenschaftler den Menschen durch die Verschmelzung von Mensch und Maschine "verbessern". Sie beabsichtigen, einen neuen Golem zu erschaffen. Er wird heute Cyborg genannt.


Uns wird China als die Zukunft verkauft - Aya Velázquez im Gespräch

"Der Wegfall der alten Religionen hat jetzt dieses Vakuum erschaffen, sodass die Maschine gleichermaßen als unser Kind als auch als der neue Erlöser dieses Vakuum füllen kann."
Aya Velázquez im Gespräch bei Gunnar Kaiser

Wurde der Golem von Rabbi Löw noch als Schutz der Juden vor den Übergriffen einer feindseligen Gesellschaft erschaffen, so dient der Cyborg heute dazu, den Menschen zu verbessern, letztlich zu überwinden. Überwunden werden muss der Mensch, da er im Sinne der Kybernetik unzulänglich ist. Das ist zweifellos der Fall, jedoch ist der Mensch nach religiöser Auffassung ein Geschöpf Gottes. Wer also den Menschen verbessern will, der ist auch Schöpfer des Menschen und Gott gleich. Eine Hybris der Eliten unserer Zeit. Diese Eliten sind es, die auch die Verwerfungen unserer Zivilisation herbeiführen. Insofern darf man den Cyborg, wie auch den Golem als Ankündigung kommender Katastrophen ansehen.

Der Mensch ist dem Göttlichen insofern "Ebenbild", als er kreativ und somit selbst schöpferisch ist. Dieses Schöpfertum des Menschen wird in der Kybernetik insofern pervertiert, als es sich gegen den geschaffenen Menschen richtet. Als geschaffen sehen wir den Menschen insofern an, da der Mensch selbst nicht weiß, wie er entstanden ist. Konkret kann kein Arzt ein Herz oder einen Darm künstlich erzeugen und in Gang setzen, dazu bedarf es der "Natur", die das offenbar vollbringt. Dieses Unwissen zu leugnen, maßt sich die moderne Kybernetik an, da sie behauptet, den Menschen verbessern, ja vollständig ersetzen zu können.

Darin liegt die Natur der Hybris, die ein religiös veranlagter Mensch als Blasphemie bezeichnen würde. Philosophisch ist es eine Anmaßung, die uns aufgrund unseres Unwissens nicht zukommt, denn solange wir nicht in der Lage sind, die Körperfunktionen zu simulieren, können wir nicht in der Lage sein, den Menschen zu verbessern. Was ich nicht selbst erzeugen kann, das kann wohl kaum verbessern.

"Wir sind im Moment an einer ganz wichtigen Schnittstelle, weil wir technisch mehr und mehr Möglichkeiten haben, den Menschen zu cyborgisieren" sagt Knoepffler. Die offene Frage laute jedoch: Wie weit wollen wir wirklich gehen?
CYBORGS, Wann ist der Mensch kein Mensch mehr?, MDR vom 26. Juni 2018

Was treibt die Menschen in einen Krieg? Wohin geht die Furcht von Millionen Menschen, wohin ihr Zorn? Verschwindet das alles im Nichts? Nein. Die Gedanken, der Hass, die Furcht sammeln sich und kehren wieder. Und dann reißt dieser Dämon, von Millionen genährt, alles mit sich fort ...
Siehe auch: Le Bon, Psychologie der Massen

Le Bon schreibt unter: Allgemeine Kennzeichen der Massen · Das psychologische Gesetz von ihrer seelischen Einheit
- Unveränderliche Richtung der Gedanken und Gefühle der einzelnen, die sie bilden,
und Auslöschung ihrer Persönlichkeit ·
- Die Masse wird stets vom Unbewussten beherrscht ·
- Zurücktreten des Gehirnlebens und Vorherrschen des Rückenmarklebens ·
- Verminderung des Verstandes und völlige Umwandlung der Gefühle ·
- Die veränderten Gefühle können besser oder schlechter sein als die der einzelnen,
aus denen die Menge besteht ·
- Die Masse wird ebensoleicht heldenhaft wie verbrecherisch
Le Bon, Psychologie der Massen

Dieser Dämon der "Massenseele" wird in der Kabbala "Golem" genannt. Es bedeutet Klumpen, roh. Nur die mächtigsten Kabbalisten konnten dieser Sphäre Kräfte rauben und sie erschufen daraus ein nützliches Wesen, den Golem. Deshalb sagt Rabbi Löw in Berthold Auerbachs Erzählung von 1837:"jetzt sei noch Rettung möglich, später aber könne er nicht wehren, dass die ganze Welt zerstört würde." (siehe oben) Er meinte den Golem, den er selbst erschuf, der außer Kontrolle geraten war und dessen Kräfte aus der Sphäre der Massenseele stammte.

Oft kristallisiert sich diese Massenbewegung in einem neuen Menschenbild. Etwa dem des "Bauern und Arbeiters" im Kommunismus, dem des "Herrenmenschen" im Nationalsozialismus oder der Verschmelzung von Mensch und Maschine, die mit dem Transhumanismus verkündet wird.

"Immer einmal in der Zeit eines Menschenalters geht blitzschnell eine geistige Epidemie durch die Judenstadt, befällt die Seelen der Lebenden zu irgendeinem Zweck, der uns verhüllt bleibt, und läßt wie eine Luftspiegelung die Umrisse eines charakteristischen Wesens erstehen, das vielleicht vor Jahrhunderten hier gelebt hat und nach Form und Gestaltung dürstet.
Vielleicht ist es mitten unter uns, Stunde für Stunde, und wir nehmen es nicht wahr. Hören wir doch auch den Ton einer schwirrenden Stimmgabel nicht, bevor sie das Holz berührt und es mitschwingen macht.
Vielleicht ist es nur so etwas wie ein seelisches Kunstwerk, ohne innewohnendes Bewusstsein, – ein Kunstwerk, das entsteht, wie ein Kristall nach stets sich gleichbleibendem Gesetz aus dem Gestaltlosen herauswächst."
Gustav Meyrink, Der Golem

Etwa alle 33 Jahre treten Saturn und Pluto in eine Konjunktion. Dann brechen jene "geistigen Epidemien" hervor, die von Millionen gespeist wurden, an der die Massen erkrankt sind und die den "Golem" hervorbringen. Der steht oftmals für ein neues Menschenbild, das in irgendeinem Teil der Welt oder auf dem ganzen Globus Verheerungen anrichtet. Diesen Archetypus und seine kosmischen Rhythmen konnte ich nachweisen.

Das Aussehen des Golem, sein Archetypus
Der Typus des Golem ist ein Saturn-Pluto Charakter

"Ungefähr alle dreiunddreißig Jahre wiederholt sich ein Ereignis in unsern Gassen, das gar nichts besonders Aufregendes an sich trägt und dennoch ein Entsetzen verbreitet, für das weder eine Erklärung noch eine Rechtfertigung ausreicht:
Immer wieder begibt es sich nämlich, daß

ein vollkommen fremder Mensch, bartlos, von gelber Gesichtsfarbe und mongolischem Typus,

aus der Richtung der Altschulgasse her, in altmodische, verschossene Kleider gehüllt, gleichmäßigen und eigentümlich stolpernden Ganges, so, als wolle er jeden Augenblick vornüber fallen, durch die Judenstadt schreitet und plötzlich – unsichtbar wird.

Gewöhnlich biegt er in eine Gasse und ist dann verschwunden. Ein andermal heißt es, er habe auf seinem Wege einen Kreis beschrieben und sei zu dem Punkte zurückgekehrt, von dem er ausgegangen: einem uralten Hause in der Nähe der Synagoge. Einige Aufgeregte wiederum behaupten, sie hätten ihn um eine Ecke auf sich zukommen sehen. Wiewohl er ihnen aber ganz deutlich entgegengeschritten, sei er dennoch, genau wie jemand, dessen Gestalt sich in weiter Ferne verliert, immer kleiner und kleiner geworden und – schließlich ganz verschwunden."
Gustav Meyrink; Der Golem

Der Film: Der Golem, ein 1914 gedrehter deutscher Stummfilm mit Paul Wegener in der Titelrolle. Wegener entsprach weitgehend der Beschreibung in Meyrinks Roman.

Diese Charakterköpfe erinnerten mich an die Darstellungen von Elisabeth Haich, der Autorin des Romans Einweihung. Sie zeichnete die Köpfe der Planetencharaktere an eine Tafel, die ich zwar nicht fotografieren, aber abzeichnen durfte. Das sind die Köpfe typischer Saturn- und Pluto-Typen, die zwar in Reinform selten auftreten, die aber als Mischung mit anderen Typen erkennbar sind.



Paul Wegener, Darsteller des ersten Golem Films von 1915, ist eine Mischung aus Venus und Pluto. In seinem Horoskop steht Venus als Geburtsherrscherin (Waage-Aszendent), in Quadratur zu Pluto, der im Stier steht und durch Venus regiert wird.



Natürlich sind diese Ähnlichkeiten zufällig. Die Zufälligkeiten aber sind wiederum archetypisch.
Der Typus des Golem ist ein Saturn-Pluto Charakter. D.h. die astrale Energie manifestiert sich
in diesen Formen.

Kosmische Zyklen rufen die Kräfte der Massenseele herab.
Die Kräfte sind jene, welche die Massen unbewusst durch Massenbewegungen hervorgerufen haben.

Meyrink schreibt in seinem Roman:

"Wie in schwülen Tagen die elektrische Spannung sich bis zur Unerträglichkeit steigert und endlich den Blitz gebiert, könnte es da nicht sein, dass auch auf die stetige Anhäufung jener niemals wechselnden Gedanken, die hier im Ghetto die Luft vergiften, eine plötzliche, ruckweise Entladung folgen muss? – eine seelische Explosion, die unser Traumbewusstsein ans Tageslicht peitscht, um – dort den Blitz der Natur – hier ein Gespenst zu schaffen, das in Mienen, Gang und Gehaben, in allem und jedem das Symbol der Massenseele unfehlbar offenbaren müsste, wenn man die geheime Sprache der Formen nur richtig zu deuten verstünde?"

Das Ghetto ist eine Metapher für die Welt. Der Golem wiederum eine Allegorie für die wiederkehrenden Ängste und deren Manifestation in Form von Katastrophen. Sie suchen die Menschen etwa alle 33 Jahre heim und "peitscht" das "Traumbewusstsein der Menschen" ans "Tageslicht". Die Massenseele ist "Golem" (ungeformter Lehm), der nur scheinbar lebt.

Und weiter: »Es sieht gar so wunderlich aus, wenn Gegenstände plötzlich zu flattern anheben, die sonst immer tot daliegen. Nicht? – Ich sah einmal auf einem menschenleeren Platz zu, wie große Papierfetzen, – ohne dass ich vom Winde etwas spürte, denn ich stand durch ein Haus gedeckt, – in toller Wut im Kreise herumjagten und einander verfolgten, als hätten sie sich den Tod geschworen. Einen Augenblick später schienen sie sich beruhigt zu haben, aber plötzlich kam wieder eine wahnwitzige Erbitterung über sie, und in sinnlosem Grimm rasten sie umher, drängten sich in einen Winkel zusammen, um von neuem besessen auseinander zu stieben und schließlich hinter einer Ecke zu verschwinden.

Nur eine dicke Zeitung konnte nicht mitkommen; sie blieb auf dem Pflaster liegen und klappte hasserfüllt auf und zu, als sei ihr der Atem ausgegangen und als schnappe sie nach Luft.



Ein dunkler Verdacht stieg damals in mir auf: was, wenn am Ende wir Lebewesen auch so etwas Ähnliches wären wie solche Papierfetzen? – Ob nicht vielleicht ein unsichtbarer, unbegreiflicher ›Wind‹ auch uns hin und her treibt und unsre Handlungen bestimmt, während wir in unserer Einfalt glauben unter eigenem, freien Willen zu stehen?

Die Massenseele (Golem) wird vom Wind (hebräisch Ruach = Geist, Wind), von dem Jesus sagt, man wisse nicht woher er kommt und wohin er geht, alle 33 Jahre aufgepeitscht.

Was aber hat es mit den 33 Jahren auf sich?
Nun, etwa alle 33 Jahre treffen sich die Planeten Saturn und Pluto am Himmel. Es sind jene Planeten, deren Formkräfte auch die Figur des Golem prägten. Die durchschnittliche Dauer zwischen zwei Konjunktionen Saturn - Pluto beträgt 33,42 Jahre. Aufgrund der Ellipsenbahn und aufgrund der Eigenbewegung der Erde schwanken diese Zeiten um ein oder zwei Jahre hin oder her. Es ereignen sich, wie ich zeigen konnte tatsächlich Katastrophen, wenn beide Planeten in Konjunktion, Opposition oder in Quadratur stehen.



Hier sind nur einige aufgezählt. Natürlich sind es nicht nur die Konjunktionen, sondern auch die Oppositionen und die Quadraturen, die globale oder lokale Katastrophen auslösen und dann die "Massenseele" (Golem) wie "Papierfetzen" herumwirbeln.

Der Golem, eine Allegorie der Massenbewegungen: Auch die älteste Legende um den Golem steht in Verbindung mit einem Unheil, das der Kabbalist Rabbi Löw in den Sternen las und das der Seher auf die Juden herabkommen sah. Die Legende wurde von Paul Wegener in den 20er Jahren verfilmt:

Der Golem, wie er in die Welt kam: Prag im 16. Jahrhundert: An der Stellung der Sterne erkennt Rabbi Löw, dass dem jüdische Ghetto große Gefahr droht. Er entschließt sich daraufhin, den Golem, einen künstlichen Menschen aus Lehm, zum Leben zu erwecken. Der Golem soll laut alten jüdischen Legenden Unheil abwenden.



Der Film wurde nach dem Sagenkreis um den Prager Rabbiner Judah Löw gedreht. Rabbi Löw von Prag (geboren zwischen 1512 und 1525; gestorben am 17. September 1609 in Prag), war ein bekannter Rabbiner, Talmudist, Darschan (hebräisch „Prediger“) und Philosoph des 16. Jahrhunderts. Ihm wird der Legende nach die Erschaffung des Golem zugeschrieben.
Wikipedia/Rabbi Löw

Anders als in Meyrinks Roman "Der Golem" sollte er Unheil abwenden. Durch unsachgemäßen Umgang mit dem künstlichen Menschen verwüstete dieser jedoch das jüdische Viertel. Letztlich steht der künstliche Mensch immer im Zusammenhang mit kollektiven Kräften, die in die Katastrophe führen.

Golem (hebr. גֹלֶם golem) ist das hebräische Wort für „formlose Masse; ungeschlachter Mensch“, aber auch für „Embryo“ (s. Psalm 139,16 EU). Im modernen Iwrit bedeutet das Wort golem „dumm“ oder „hilflos“. Die rabbinische Tradition bezeichnet alles Unfertige als Golem. Auch eine Frau, die noch kein Kind empfangen hat, wird als Golem bezeichnet (z. B. im Babylonischen Talmud, Traktat Sanhedrin 22b). In den Sprüchen der Väter ist „Golem“ die Bezeichnung für eine ungebildete Person („An sieben Dingen erkennt man den Ungebildeten, und an sieben Dingen den Weisen“; 5,9).
Wikipedia/Golem

Die Ursprünge des Wortes Golem weisen auf die rohen und unfertigen Kräfte (hebr. Golem für dumm, hilflos). Es sind die Kräfte der Massenbewegungen. Le Bon schreibt in Psychologie der Massen:

Das psychologische Gesetz von ihrer seelischen Einheit
- Unveränderliche Richtung der Gedanken und Gefühle der einzelnen, die sie bilden,
und Auslöschung ihrer Persönlichkeit ·
- Die Masse wird stets vom Unbewussten beherrscht ·
- Zurücktreten des Gehirnlebens und Vorherrschen des Rückenmarklebens ·
- Verminderung des Verstandes und völlige Umwandlung der Gefühle ·
- Die veränderten Gefühle können besser oder schlechter sein als die der einzelnen,
aus denen die Menge besteht ·
- Die Masse wird ebensoleicht heldenhaft wie verbrecherisch
Le Bon, Psychologie der Massen

Dass die Massen durch feinstoffliche Kräfte bewegt werden, habe ich in der folgenden Dokumentation nachgewiesen:



Weiterführende Hinweise:
- Krieg beginnt immer zuerst in den Köpfen der Menschen
- Hannah Arendt, Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft
- Der Golem
- Periodische Wiederkehr kollektiver Psychosen