Paulus 2. Brief an die Philiper

1 Wenn es nun irgendeine Ermunterung in Christus ⟨gibt⟩, wenn irgendeinen Trost der Liebe, wenn irgendeine Gemeinschaft des Geistes, wenn irgendein herzliches ⟨Mitleid⟩ und Erbarmen, 2 so erfüllt meine Freude, dass ihr dieselbe Gesinnung und dieselbe Liebe habt, einmütig, eines Sinnes seid, 3 nichts aus Eigennutz oder eitler Ruhmsucht ⟨tut⟩, sondern dass in der Demut einer den anderen höher achtet als sich selbst; 4 ein jeder sehe nicht ⟨nur⟩ auf das Seine, sondern ein jeder auch auf das der anderen! 5 Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus ⟨war⟩,

6 der in Gestalt Gottes war und es nicht für einen Raub hielt [6](nicht für einen Raub festhielt), Gott gleich zu sein.

Kommentar: Nicht WIE einen Raub festhalten, bedeutet loszulassen. Im Buddhismus bedeutet Festhalten "Anhaften", was die Ursache allen Leides ist. Paulus empfiehlt loszulassen und erläutert wie das getan werden kann.

7 Aber er entäußerte sich [7](entleerte, entblößte, beraubte sich) und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden ist [9] (in Gleichheit der Menschen), und der Gestalt nach[10] (der äußeren Erscheinung nach) wie ein Mensch befunden,

Kommentar: Dies ist eine Anweisung an die Gläubigen es Jesus nachzutun. Paulus sagte ja bereits vorher, dass jeder auch auf den Anderen sehen soll und nicht nur auf sich. In diesem bewussten Akt der (Entäußerung, Entleerung, Entblößung [von sich selbst]) in Gleichheit der Menschen, erscheint er [der Übende] nur als Mensch, denn er [der Übende] tut dies bewusst und als spirituelle Übung und erscheint nur äußerlich wie ein Mensch, ist aber inmitten einer spirituellen Übung. Damit ist die Nachfolge Christus als Ziel dieser Übung gemeint. Die Übenden sind die Mitglieder der Gemeinschaft der frühen Christen.

8 erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz.

Kommentar: Diese spirituelle Übung der Selbstentäußerung führt am Ende in den Tod am Kreuz, soll heißen in den Tod der Person, Tod des Ego.

9 Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen verliehen, der über jeden Namen ist,

Kommentar: Die Person hat einen Namen, der zur Person gehört. Aber in der oben angewiesenen Übung hat der Übende keinen Namen, er ist nicht Person.

10 damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beugt, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen,

Kommentar: Damit "im Namen Jesu" jeder sein Knie beugt. Nicht vor Jesus beugen sich die Knie, sondern der Übende beugt sein Knie in seinem Namen.

11 und jede Zunge bekennt, dass Jesus Christus Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.

Kommentar: Jesus Christus ist in diesem Fall der Meister, der dem Schüler die Übung verordnet und jede Zunge bekennt sich dazu.

Diese Umdeutung macht insofern Sinn, als Paulus erklärt, weshalb die Gemeinde der frühen Christen die Übung der Selbstentäußerung üben sollen. Er erklärt wohin diese Übung führt und welche Zweck sie hat. Nicht Jesus an sich ist gemeint, sondern die Nachfolge Jesu.

Siehe auch: Jesus Christus, Mythos oder Historie